Die U19-Mädchen des FC Widnau beenden eine spannende Meisterschaft ganz vorn.
Eine Woche vor Meisterschaftsende konnten noch fünf von zwölf Teams die Liga gewinnen. Die Pole-Position hatte Widnau – mit wenigen Strafpunkten und einem sagenhaften Torverhältnis. Die letzten
Gegnerinnen aus Winkeln, drei Tage zuvor aus dem Titelrennen geflogen, erwiesen sich aber als sehr hartnäckig.
Parallel zu Widnaus letzter Partie spielte Gossau auf dem Feld daneben – und wusste, mindestens 30:0 gewinnen zu müssen, um Widnaus Torverhältnis zu toppen. Das wäre gegen Dardania Anfang Saison
möglich gewesen, aber auch diese Mädchen machten Fortschritte und liessen sich nicht mehr so vorführen. Weil das Spiel früher begann, verfolgten die Gossauerinnen die letzten zehn Minuten des
Widnau-Spiels live und hofften noch auf den Titel. Da stand es beim FCW noch 0:0.
Auch andere geforderte Tugenden verinnerlicht
Widnau überzeugte diese Saison oft durch Kombinationsspiel und elegante Technik. Gegen Winkeln waren andere Tugenden gefragt: Das Spielfeld war grösser, der Boden tief, die Temperaturen ebenso.
Dazu kam das frühe Aus von Captain Alida Haltiner. Dieser war gravierend, die Mädchen liessen in der Pause den Kopf hängen.
Das Spiel war mehr Arbeit als Spass. Doch genau in solchen Spielen zeigt sich die wahre Stärke eines Teams. Am Spielfeldrand feuerten die Gossauerinnen Winkeln an. Darauf kämpften sich
ausgepumpte Rhein-talerinnen Mal für Mal in gute Position, scheiterten aber immer wieder an der Torhüterin. Im Trainerjargon nennt man dies «Dreck fressen». Genau dies taten die
Mittelfeldspielerinnen Chiara Zünd und Emma Dietsche 90 Minuten lang.
Dietsche packte fünf Minuten vor Schluss eines ihrer gefürchteten Geschosse aus, um Druck auf die Torhüterin auszuüben. Lenya Haltiner, seit der ersten Hälfte des Spiels zuvor angeschlagen, roch
wie oft die Torgefahr und setzte nach. Ihr Instinkt – etwas nicht Lernbares – gab ihr Recht. Die Torhüterin machte ihren einzigen Fehler im Spiel und liess den Ball nach vorne abprallen. Haltiner
stand allein vor ihr und schob den Ball seelenruhig ins Tor. Fünf Minuten vor Spielschluss wurde die Tabelle nochmals auf den Kopf gestellt. Wegen ausgelassenem Jubel und vielen Verletzungspausen
liess der Schiedsrichter fünf Minuten nachspielen. Die Widnauerinnen schlugen eine zehnminütige Abwehrschlacht, ehe sie sich über den Sieg bei den ältesten Mädchen des OFV freuen konnten.
Erfreulich war die faire Geste der Gossauer Mädchen, die den Widnauerinnen spontan gratulierten.
Schlüsselmomente, die zum Ligasieg verhalfen
Um eine Meisterschaft zu gewinnen, müssen richtige Entscheidungen fallen. Ein solcher Schlüsselmoment war, als Lea Spreiter sich bereit erklärte, das Tor zu hüten und den angestammten Platz als
Stürmerin zu verlassen. Spreiter liess in elf Spielen nur neun Tore zu. Ein anderer Schlüsselmoment war das Startspiel gegen Rorschach-Goldach, als die Rheintalerinnen ein 2:0 aus der Hand gaben,
aber einen Gang hochschalteten und doch noch gewannen.
Nach spielerisch grandiosen Vorstellungen gegen Chur und Toggenburg und der krönenden Leistung im Cup gegen das scheinbar unbezwingbare Uzwil liess die Spannung etwas nach, es folgten zwei
Niederlagen. Sich wieder auffangen zu können und noch einen Sieg gegen Uzwil zu schaffen, ist meisterlich. Sinnbildlich hierfür steht die Leistung Lenya Haltiners, die trotz Schmerzen auf die
Zähne biss. Sie erzwang gegen Uzwil das befreiende 3:1 und gegen Winkeln das Meistertor zum 1:0.
Doch nicht nur die Stürmerinnen, sondern alle Spielerinnen haben ihren Anteil an diesem Erfolg. Nun gilt es, viele kleine Kampfspuren verheilen zu lassen und sich auf den Cupfinal vorzubereiten.
Quelle Rheintaler 08.11.2019